Der Pillenknick schlägt unbarmherzig zu
Nun liegen sie tatsächlich hinter uns, die Jahreshauptversammlungen der Kücheneinkaufsverbände 2025. Alle haben mehr oder weniger Eindruck hinterlassen, große Überraschungen gab es nicht, sieht man einmal davon ab, dass sich der Küchenring und Jürgen Feldmann kurz nach der Veranstaltung in Prag trennten.
Allen Verbänden ist allerdings momentan die Angst gemein, Mitglieder zu verlieren. Das Thema Bestandssicherung war auf jeder Veranstaltung zu hören. Viele ältere Semester hören auf, und der Nachwuchs schreit weder Hurra noch kommt er in Scharen, um in der Küchenbranche neuzugründen. Meine Kollegin Heike Lorenz brachte es auf den Punkt: „Der Pillenknick schlägt auch in der Küchenbranche unbarmherzig zu.“
Natürlich werden neue Konzepte – wie Ycon – von MHK ins Rennen geschickt, neue Marketingportale etabliert – wie bei Küchenring und KüchenTreff, Social Media-Kampagnen gestartet, und, und, und … Natürlich geben sich die Verbände wirklich Mühe, um für gute Stimmung in der anhaltenden Krise zu sorgen, aber es fällt nach wie vor schwer, die Händler zu überzeugen, die Effizienzpotenziale durch neue Ideen und digitale Tools zu nutzen. Zumal sie ja erst einmal Kosten und mentale Umstellung bedeuten. Verbände sind hier in dem Dilemma, am Puls der Zeit zu arbeiten und gleichzeitig die Mitglieder nicht durch zu viel Modernität zu verschrecken.
Eine Entscheidung, so falsch wie unumstößlich
Fassungslos machen mich die Planungen der BSH, ihre Vertriebsorganisation von Markenvertrieb auf Kanalvertrieb umzupolen. Ich habe dazu ein langes und intensives Gespräch mit dem BSH-Verantwortlichen Enrico Hoffmann geführt (ab Seite 8 in dieser Ausgabe). Der Entschluss der BSH-Führungsetage ist aus meiner Sicht, was das Küchensegment – und nur das kann ich beurteilen – angeht, so falsch wie unumstößlich. Mein Leitspruch lautet „Never change a winning team.“ Dieser Spruch aus dem Sport gilt auch für Unternehmen. Für mich ist es unvorstellbar, dass eine Person – so gut sie auch vertrieblich aufgestellt ist – für insgesamt vier deutsche Top-Hausgeräte-Marken mit einem Marktanteil von über 50 Prozent sprechen soll. Einmal ganz davon abgesehen, was mit all den Vertriebsmitarbeitern geschieht, die mit der Umstellung überflüssig werden oder, wie Enrico Hoffmann es ausdrückte, „eine Zäsur erleben“. Der personelle Schnitt wird, da gibt es keine Zweifel, von ganz oben bis ganz unten gehen. Vertriebsmanager, die heute noch hochgelobt sind, stehen morgen auf der Straße oder werden intern verschoben. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Mitarbeiter entwürdigend, sondern sie beschädigt auch das Miteinander innerhalb der BSH. Natürlich erfolgt der Abbau auch hier sozialverträglich, daran hat niemand Zweifel, aber sozialverträglich ist nicht immer respektvoll und angemessen. Die BSH wird auch daran gemessen, wie loyal sie mit ihren Arbeitnehmern umgeht. Gerade wenn es darum geht, in Zukunft neue Mitarbeiter zu finden. Womit wir wieder beim Anfang sind, der Pillenknick …
Trotz der schwierigen Marktsituation, des Personalabbaus und der Schwierigkeiten, überhaupt Personal zu finden, wünsche ich Ihnen allen einen schönen, sonnigen Sommer. Hoffentlich hält die Marktbelebung, die sich im Auftragseingang der Küchenmöbelhersteller zeigt, an,
das wünscht uns allen Ihre Stefanie Willach
Schreiben Sie mir Ihre Meinung: willach@interieur-verlag.de